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Saubere Sachen

Wie man grüne Mode findet und sich vor Öko-Etikettenschwindel schützt

Erschienen am 26.01.2009, Auflage: 1/2009
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453280038
Sprache: Deutsch
Umfang: 256 S., 1 s/w Illustr., mit 16 Seiten Farbbildteil
Format (T/L/B): 2.4 x 21 x 13.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Warum konventionelle Mode nicht länger tragbar ist Kann ein TShirt die Welt retten? Das vielleicht nicht, verbessern aber auf jeden Fall. Und wir können dazu beitragen, indem wir bei Herstellern kaufen, die auf sauber und sozialverträglich produzierte Kleidung setzen. Doch wo wird wirklich fair und nachhaltig produziert und wo handelt es sich um Fälschungen, die der bloßen Imageverbesserung dienen? Kirsten Brodde deckt grünen Etikettenschwindel auf und zeigt, wie man saubere Kleidung findet, die zu Recht Laufstege und Läden erobert. Die Rohstoffe stammen aus biologischem Anbau, die Erzeuger werden fair bezahlt, die Verarbeitung erfolgt mit ökologisch optimierten Chemikalien und die Konfektion findet in Betrieben mit hohen Sozialstandards statt - zudem war grüne Mode noch nie so schön und aufregend wie heute. Doch anders als bei Biolebensmitteln, die ein einheitliches EU-Siegel tragen, herrschen bei der Öko-Mode noch keine verbindlichen Standards. Etikettenschwindel ist also nicht auszuschließen: Nicht selten wird 'Greenwashing' betrieben, um das Image und den Umsatz der Hersteller aufzubessern. Allen, die verantwortungsbewusst konsumieren wollen, zeigt Kirsten Brodde, wie man Kleidung und Unternehmen findet, die glaubwürdige Wege gehen. Kirsten Brodde ist Textilexpertin bei Greenpeace und der grünen InternetPlattform utopia.de BioMode erlebt zurzeit einen Boom, grüne Designer und ÖkoLabels erobern den Markt Mit Serviceteil: Hersteller und Bezugsadressen, Tipps zum Waschen, Pflegen und Entsorgen

Autorenportrait

Kirsten Brodde ist Journalistin und Aktivistin. Sie hat zehn Jahre für Greenpeace gearbeitet, zuletzt als Redakteurin des Greenpeace Magazins. Mittlerweile schreibt sie auch für Stern, Geo Wissen, Vital und Biorama zu Umwelt- und Verbraucherfragen. Sie bloggt auf dem Portal Green Action und stiftet auch als Buchautorin Unruhe: 2009 veröffentlichte sie bei Ludwig Saubere Sachen - wie man grüne Mode findet und sich vor Etikettenschwindel schützt. Kirsten Brodde lebt in Hamburg.

Leseprobe

Verzweifelte Blicke in den Kleiderschrank Was fällt Ihnen beim Stichwort Ökomode ein? Wollsocken? Das farblose T-Shirt mit "Rettet die Meere"-Aufdruck? Oder das lilafarbene Hanfkleid, dessen wallende Form locker einen Siebenmonatsbauch kaschieren könnte? Das sind so die vertrauten Klischees, die sich hartnäckig halten. Bis heute kämpft die grüne Mode mit ihrem Müsli-Image. Anders ist es nicht zu erklären, warum viele deutsche Prominente, wie etwa Claudia Schiffer, zwar im Biosupermarkt einkaufen oder ein Hybrid-Auto fahren, aber keine Ökomode tragen. Ehrlich gesagt, musste auch ich diese Vorurteile erst überwinden, als ich im Zuge der Generalüberholung meines Lebensstils auch die Revolution im Kleiderschrank startete. Nachdem ich bereits auf Bioessen und tierversuchsfreie Kosmetik umgeschwenkt war, alle Glühbirnen durch Energiesparlampen ersetzt hatte und nur noch mit Bus und Bahn fuhr, stand ich nachdenklich vor meinem Wäscheschrank und überlegte, was eigentlich sauber und sozialverträglich hergestellt war. Welche meiner T-Shirts, Jacken und Hosen waren nicht von rechtlosen Näherinnen oder sogar von Kindern für Hungerlöhne geschneidert? Was war nicht vom Acker bis zum Schrank durch ein Bad von Chemikalien gezogen worden? Machte mich meine Kleidung vielleicht sogar krank? Fragen, die mich zusehends quälten. Aufgerüttelt hatten mich Recherchereisen zu Produktionsstätten in die Türkei und nach Indien, die ich als Redakteurin des Greenpeace Magazins unternahm. Mit eigenen Augen hatte ich gesehen, dass knochenharte Arbeitsbedingungen und eine Flut von giftiger Chemie gängige Praxis in der Textilindustrie sind. Ich erinnere mich noch, wie ich mitten in Indien fassungslos in einer Bretterbude stand, in der Insektizide verkauft wurden. Stolz erklärte der Verkäufer, wie effektiv die Spritzmittel von Bayer und Co. den Baumwollschädlingen den Garaus machen. Von Vorsicht im Umgang mit den hochpotenten Wirkstoffen war nicht die Rede. Mundschutz oder Atemmasken gab es gar nicht. Zwei Stunden zuvor hatte ich einem alten Mann zugehört, der mit lauter Stimme 200 Baumwollfarmern schilderte, wie Pestizide seine Gesundheit ruiniert und das Grundwasserasser vergiftet hatten. In der Türkei wiederum konnte ich erleben, wie nachlässig in Färbereien mit Chemikalien umgegangen wird - übrigens alles Firmen, die wenigstens an die Kanalisation angeschlossen waren. Von den Bedingungen, unter denen dort geschuftet wird, gar nicht zu reden. Was mir aber wirklich eine Zornesfalte auf die Stirn trieb, war die Chuzpe, mit der die Textilindustrie die eklatanten Missstände in den Fabriken zu verbergen oder schönzureden versucht. Von Menschen- und Arbeitsrechten will man nichts hören. Aus Erfahrung und langen Jahren in der Umweltschutzbewegung weiß ich, dass die Firmen den nötigen Wandel nicht von selbst in stiller Einkehr vollziehen. Es braucht Druck und öffentliche Aufmerksamkeit, bis sauber und sozialverträglich hergestellte Kleidung eine Selbstverständlichkeit wird. Jedes Kleidungsstück sollte eine weiße Weste haben. Nichts anderes darf mehr angeboten werden. Das ist das Ziel. Gerne schiebt die Branche den Schwarzen Peter auch den Kunden zu, die sich angeblich nicht dafür interessieren, woher die Kleidung stammt, die sie kaufen. Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass das nicht stimmt. Die Kunden sind weiter als die Branche. Sie wollen informiert essen, informiert reisen und sich informiert kleiden. Und sie wollen, dass die Produkte, die sie kaufen, sauber und sozialverträglich hergestellt sind. Wie ich. Ich glaube nicht, dass man mit Einkaufen allein die Welt umkrempeln kann, aber ich denke schon, dass jeder Einkauf eine Stimmabgabe darstellt. In der Politik können wir nur alle vier Jahre unsere Stimme abgeben - als Konsument dagegen jeden Tag. Wenn wir also grüne Mode kaufen, dann stimmen wir - einfach ausgedrückt - für weniger Gift und mehr Gerechtigkeit. Für Pflanzen, die auf giftfreien Äckern wurzeln, für faire Bezahlung von Bauern, für eine Vera Leseprobe

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